Naturnahe Umgestaltung eines Schrebergartens
für den Landesbund für Vogelschutz, Kreisgruppe München.
Hier wird eine klassische Kleingartenparzelle von ca. 250 m² zum Naturgarten umgestaltet – allmählich, schonend mit dem Bestand umgehend und unter Berücksichtigung der Regeln der Kleingartenverordnung.
Als erstes wurde im Mai 2021 ein Teich im nördlichen Bereich angelegt. Der Bayerische Rundfunk hat über den Teichbau einen Beitrag für die Sendung „Querbeet“ produziert, der in der BR-Mediathek abrufbar ist. (Sendetermin 29.11.2021).
Die Umgestaltung geht auf jeden Fall weiter, und es sollte eigentlich auch Mitmach-Aktionen des LBV geben. Ob und wann das coronabedingt möglich ist, bitte am besten auf der Website des LBV München nachlesen!
Hier möchte ich zum Weiterlesen einige Hintergrundinformationen zum Thema „Teich“ anbieten.
In dieser Münchner Kleingartenanlage darf ein Teich maximal 6 m² groß sein.
Dies bringt einige technische und ökologische Herausforderungen mit sich:
In heißen Sommern können sich besonders kleine Teiche stark aufheizen. Je wärmer aber das Wasser ist, desto weniger gelösten Sauerstoff kann es (ent-)halten. Erkennbar wird dies, wenn an Blättern von Algen und Wasserpflanzen Luftblasen entstehen. Hier sammelt sich der nicht mehr lösliche Sauerstoff, bis er in Blasen aufsteigt.
Alle grünen Pflanzen betreiben tagsüber Photosynthese und produzieren dabei Sauerstoff, nachts jedoch schalten sie zur Energiegewinnung auf Atmung um und verbrauchen dabei Sauerstoff. Sind zu viele grüne Algen im Wasser, kann es nachts zu ernsthaftem Sauerstoffmangel kommen, im schlimmsten Fall sterben dann die Wasserbewohner an Sauerstoffmangel, und das nennt man auch „umkippen“ des Gewässers.
Die Lage im Schatten auf der Ostseite des Gartenhauses soll dafür sorgen, dass sich das Wasser nicht zu sehr erwärmt. Die zwei steilen Ufer mit den im Teich gelegenen Trockenmauern (die natürlich nass werden, aber so heißen, weil sie ohne Mörtel gebaut sind) bewirken, dass der Wasserkörper des Teichs größer wird, aber der Teich durch die griffige Oberfläche der Mauern und die zwei anderen flachen Ufer trotzdem keine Todesfalle für Igel und andere Kleintiere wird.
Neben der Wärme ist es vor allem ein bestimmter Nährstoff, der großen Einfluss auf das Pflanzenwachstum in Gewässern hat: Phosphat. In der Natur ist der Nährstoff nur in kleinen Mengen im Umlauf, aber wenn man große Mengen feinkörnige und somit gut aufgeschlossene Erde zur Gestaltung des Teichbodens verwenden würde, hätte man viel Phosphat für wenig Pflanzen. Darüber freuen sich dann die Algen, denn sie können dann schnell und kräftig wachsen. Unsere Teichpflanzen brauchen länger zum Wachsen und können daher die Algen nicht in Schach halten.
Deshalb ist es wichtig, dass man sich sehr phosphatarmen Teichboden (Substrat) besorgt, wenn man einen Naturteich bauen will. Eingemischter oder aufgestreuter Kalksplitt kann helfen, Phosphate in Komplexen chemisch zu binden, wird den Job aber nicht allein erledigt bekommen.
Normalerweise sollte man das Loch für einen Teich auch nicht im Kronenbereich von Bäumen ausheben, um die Wurzeln nicht zu schädigen. Der Baum, der hier direkt am Teich wächst, ist aber bereits vorgeschädigt, teilweise hohl. Er soll stehenbleiben, solange er stabil steht, da das absterbende Holz vielen Insekten Nahrung bietet, worüber sich dann z.B. Singvögel wie Meisen und Grasmücken, oder auch Spechte freuen.
Oft hört man, Gartenteiche sollten mindestens 80 cm tief sein, damit der Teich nicht ganz durchfriert und die Tiere den Winter überleben. Dies gilt vor allem für die Fische im Teich. Dieser Naturteich soll fischfrei bleiben, damit sich hier Amphibien, also Frösche, Kröten und Molche fortpflanzen können. Das wird zusammen mit Fischen schwierig, denn Fische fressen die Eier und Quappen von Amphibien. Fische machen in kleinen Naturteichen also eigentlich keinen Sinn. Einheimische Fischarten sind daher, wenn überhaupt, nur in sehr großen Gartenteichen sinnvoll. Besser ist es aber, unsere Flüsse, Bäche und Seen so zu schützen, dass dort stabile Bestände unserer einheimischen Fischarten leben können.
Auch Libellenlarven fressen die Brut von Amphibien, aber Libellen sind ja durchaus erwünschte Bewohner des Gartenteichs. Also ist es, so hart es klingen mag, durchaus sinnvoll, wenn ein Teich ab und an so weit durchfriert, dass im Winter die Libellenlarven dezimiert werden.
Amphibien verlassen im Spätsommer den Teich und kommen erst im Frühjahr zur Paarung zurück ins Wasser.
Die gute Nachricht für Besitzer*innen kleiner Gärten ist, dass also durchaus auch kleine Teiche mit nur 40 oder 50 cm Tiefe sinnvoll und eine wertvolle ökologische Bereicherung des Gartens sind.